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Angriff der Space-Invaders-Klone

Nach dem Erfolg des bekannten Space Invaders schossen eine Reihe von ähnlich gelagerten Spielen wie Pilze aus dem Boden. Viele erweiterten das Spielprinzip und erreichten bald eine ähnlich große Bekanntheit wie das Vorbild. Obgleich lange nach der großen Space-Invaders-Klon-Ära erschienen, gab es auch auf der Sharp-MZ-Serie eine erkleckliche Zahl dieser Spielevertreter. Zwei davon möchte ich hier zumindest ein wenig näher beleuchten: Galao und Super Galaxian.

Allen Mitgliedern der Spielegattung ist gemein, dass der Spieler sich gegen Aliens zur Wehr setzen muss, die formiert Angriffswellen auf ihn starten. In Space Invaders bewegten sich die Gegner nur hin und her und ließen ihre Bomben fallen. Die Nachfolgerspiele erweiterten dieses Prinzip. In Galaxian lösten sich beispielsweise Gegner aus der Gruppe, um einzeln anzugreifen. Einige Umsetzungen hatten auch noch Kamikaze-Angriffe der Aliens auf dem Speiseplan.

Die Space-Invaders-Klone haben traditionell kein erreichbares Ziel. Wie früher üblich, wird hier um eine möglichst hohe Punktzahl gespielt und um seinen Namen in der Highscoreliste zu verewigen. In dieser Hinsicht sind die Sharp-MZ-Versionen leider nicht motivierend, denn keines der Spiele bietet die Möglichkeit, seinen Punktestand zu speichern.

Super Galaxian

1979 brachte Namco das Spiel Galaxian heraus, welches schon bald eine ähnliche Popularität wie sein Vorbild genoss. Mit dazu beigetragen haben mag auch sein Status als eines der ersten Spiele mit „echten Farben“, während Space Invaders seine Buntheit durch Farbfilter auf dem Bildschirm erzeugte. Im Kielwasser des Erfolgs folgten Portierungen auf diverse damalige Heimcomputersysteme. Das Spielprinzip blieb jeweils weitgehend gleich, die Präsentation wurde den jeweiligen Möglichkeiten des Systems (und dem Können des Portierers) angepasst. Für den Sharp MZ-700 entwickelte die japanische Firma HAL Laboratory im Jahre 1983 schließlich die Umsetzung „Super Galaxian“.

Da ich das ursprüngliche Galaxian leider nicht hautnah erleben durfte, vermag ich die Unterschiede zum Original nur anhand von Aufnahmen und Partien in Emulatoren zu erahnen. Man möge mir also verzeihen, wenn ich groben Unfug erzähle.

Mit Kanonen auf Insekten

Zu Anfang jedes Levels formieren sich über dem Spielerpanzer die insektoiden Aliens, die sich in der Farbe ihres Chitins und der zu erreichenden Punktzahl, nicht jedoch im Verhalten unterscheiden. Zusätzlich sind zwei „Ahornblätter“ enthalten, die bevorzugt im Verbund mit anderen Aliens angreifen.

Anders als bei Space Invaders schießen die Gegner nicht, wenn sie sich in der Formation befinden. Es lösen sich einzelne Aliens, um den Spieler mit Bomben anzugreifen. Mit jedem erreichten Level tut dies eine größere Zahl an Gegnern gleichzeitig.

Super Galaxian macht es einem relativ schwer, die Aliens zu treffen. Schüsse, die nicht exakt in die Mitte eines Feindes zielen, zählen nicht als Treffer. Dies ist auch grafisch leider wenig überzeugend dargestellt, da die Fehlschüsse einfach durch den Gegner hindurch zu gehen scheinen. Insbesondere bei herannahenden Angreifern ist die Trefferwahrscheinlichkeit gering.

Wenn nur noch wenige Gegner übrig sind, verlassen diese die ehemalige Formation und gehen in einen Dauerangriff über. Die Schwelle, wann dies geschieht, hängt vom erreichten Level ab. Zu Anfang des Spiels beginnt diese Finalsequenz bei zwei übrig gebliebenen Gegnern, später schon bei fünf oder sechs.

Tinnitus Deluxe

Die Geräuschkulisse ist zwar arm an Variationen, insgesamt jedoch dem kriegerischen Szenario passend gewählt. Leider entpuppt sich die Untermalung mit der Zeit eher als nervtötend und tinnitusfördernd. Der Griff zum Lautstärkeregler, um den Krach auf ein erträgliches Maß zu beschränken, ist quasi fest ins Spiel einprogrammiert.

Fazit

Für sich gesehen ist Super Galaxian ein solides Spiel, das durchaus für einige Zeit zu unterhalten weiß. Die bei dieser Portierung unbedingt nötige extreme Zielsicherheit lässt allerdings sehr schnell Frustmomente aufkommen.

Super Galaxian in Stichworten  
Hersteller HAL Laboratory/Namco
Erscheinungsjahr 1983
Genre Space Invaders
Vergleichbare Spiele (Sharp MZ) Galao
Vergleichbare Spiele (andere Plattformen) Galaxian, Space Invaders

Galao

Anno 1981 erweiterte Namco das Spielprinzip Galaxians noch einmal kräftig und sorgte mit Galaga dafür, dass die Vorgängerspiele wie kalter Kaffee wirkten. Anders als bei Galaxian flogen die Gegner zu Beginn eines Levels in einzelnen Schwärmen auf den Bildschirm, um die Formation erst aufzubauen.

Ferner gab es den namensgebenden Gegnertyp Galaga. Dieser vertrug zwei Schüsse und hatte eine besondere Fähigkeit: Er konnte nämlich das Spielerschiff „kapern“. Hatte der Spieler noch ein weiteres Leben, konnte er weiterspielen und im weiteren Verlauf sein Schiff zurückerobern, um anschließend mit zwei Schiffen gleichzeitig auf Jagd zu gehen.

Galao, welches laut Dateinamen auch „Galao Color“ genannt werden kann, brachte Galaga in einer leicht abgespeckten Version auf den Sharp MZ-800. Der Galaga-Gegner ist leider nicht übernommen worden, wenn auch ein Gegner dabei ist, der mehrfach beschossen werden muss, um ihn zu zerstören. Auch sind die kunstvollen Flüge der Alienschwärme zu Beginn eines neuen Levels etwas weniger pirouettenartig.

Das Spielerschiff kann bei Galao im Unterschied zu seinem großen Vorbild grundsätzlich zwei Schüsse abgeben. Bei schnell aufeinanderfolgendem Feuern ist aber entweder nur ein Schuss aus der linken oder der rechten Kanone möglich.

Wer für Galao letztendlich verantwortlich ist, vermag ich nicht zu sagen. Im Spiel selber ist kein Hersteller vermerkt und gefunden habe ich das Spiel zufällig auf einer Diskette. Klingt unglaubwürdig, ist aber so.

Weltraumhelden

Der Ablauf der Levels („Stages“) von Galao gliedert sich wie bei Galaga in drei Phasen:

  • Aufbauphase: Die Gegner fliegen nach „Spezies“ gruppiert vom Bildschirmrand herein und bauen die Formation auf. In den frühen Levels sind sie während dieser Phase ein leichtes Ziel, da sie erst später Schüsse auf den Spieler abfeuern. Ab ca. Level 5 ist auch mindestens ein Kamikazepilot dabei, der sich am Ende der Aufbauphase in Richtung Spieler stürzt.
  • Angriffsphase: Sobald die Formation steht, geht es ähnlich zu wie bei Super Galaxian. Einzelne oder gruppierte Gegner lösen sich aus der Formation und starten Angriffe. Die formierten Gegner feuern wie gehabt nicht.
  • Finale Phase: Sobald nur noch eine Handvoll Aliens übrig sind, wird auch bei Galao in den Dauerangriff übergegangen, untermalt von hektischem Gepiepe.

Anders als bei Super Galaxian müssen die Feinde nicht pixelgenau getroffen werden, hier ist der ganze „Körper“ verwundbar. Das macht Galao dadurch wett, dass die Gegner zahlreiche und unterschiedliche Flugmanöver beherrschen.

Jedes dritte Level ist ein „Challenging Stage“ genanntes Bonuslevel. Hier begeben sich die galaktischen Invasoren gar nicht erst in ihre Formation, sondern fliegen ins Bild, ziehen ihre Kreise und fliegen wieder davon. Hier geht es darum, in der gegebenen Zeit möglichst viele von ihnen zu vertilgen. Während in der ersten Challenging Stage nicht mit Gegenwehr zu rechnen ist, sind die späteren Stages umso herausfordernder.

Ohrenschmaus

Die Geräuschteppich von Galao ist (subjektiv) gefälliger als bei Super Galaxian. Insbesondere der Verzicht auf allzu bombenabwurfgeräuschartige Feindflüge hat zu diesem Umstand beigetragen. Selbst die musikalischen Einlagen während der Zwischentitel wirken nach einer Super-Galaxian-Partie beruhigend.

Fazit

Galao ist eine relativ gelungene Umsetzung des Spielprinzips, auch wenn viele Dinge aus Galaga fehlen. Die Levels sind einigermaßen anspruchsvoll und die Gegner haben zumindest mehr „drauf“ als bei Super Galaxian. Das einzige Ärgernis ist die auf die Tastatur festgelegte Steuerung mit Leertastenvernichtungsgarantie – aber woher hätte man damals wissen sollen, dass ein Verrückter Galao 25 Jahre später auf der Originalhardware spielen möchte?

Galao in Stichworten  
Hersteller unbekannt
Erscheinungsjahr unbekannt
Genre Space Invaders
Vergleichbare Spiele (Sharp MZ) Super Galaxian
Vergleichbare Spiele (andere Plattformen) Galaga

Stand des Textes

10.10.2021 – das Datum der letzten Änderung in der Fußzeile verweist momentan auf die Übernahme des Textes bei Umstellung der Website auf TYPO3