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Retro-Rotlicht

Bevor Sie mit dem Lesen dieses gar anzüglichen Textes fortfahren, bringen Sie bitte Ihre Kinder zu Bett. Lesen Sie Ihnen ein möglichst grausames Märchen vor und erzählen Sie ihnen, dass Sie vor Ihrem Rechner jetzt noch viel blutrünstigere Grimmsche Märchen lesen werden, damit die lieben Kleinen ganz sicher davon absehen, nicht doch noch um die Ecke zu schielen.

Bereit? Dann werfen wir nun einen Blick auf eine Spielgattung, die von vielen lieber ausgeblendet wird, weil sie dem „sauberen“ Image der Heimcomputerära widerspricht. Lange vor dem Internet, in dem leicht bekleidete Damen wenige Klicks entfernt sind, musste sich Otto-Normal-Y-Chromosomenträger mit hohem Mantelkragen, ins Gesicht gezogenem Hut und Sonnenbrille einschlägige Magazine im Zeitschriftenhandel kaufen.

Retter in der Not

Glücklicherweise kamen schließlich die Heimcomputer auf und die Kragen konnten niedriger, die Hüte kleiner und die Sonnenbrillen durchsichtiger werden, denn in den Computerfachhandel trauten sich eh nur Geschlechtsgenossen. Gekauft (oder schwarzkopiert) wurden diverse Programme, die es vermutlich in irgendeiner Form für jedes System gab.

Der populäre Commodore C-64 bot eine ganze Batterie an Software. Viele Exemplare wirkten, als wären sie frühpubertären Fantasien entsprungen. Neben Unmengen an Strippoker-Spielen waren sogar Textadventures mit von der Partie. Der Sharp MZ-800 kann in dieser Disziplin zwar nicht mithalten, doch hat er zumindest eine „Perle“ zu bieten. Diese trägt den vielsagenden Namen „Strip“.

Fräulein Jutta

Das attraktive Fräulein Jutta zieht sich um. Natürlich muss sie dabei ihre derzeitige Kleidung ablegen, wie soll das sonst gehen? Vorsichtig, wie sie ist, hat sie vor ihren drei Fenstern die Jalousien heruntergelassen. Ganz rein zufällig lassen sich diese jedoch von außen öffnen. Ein vorbeiziehender Voyeur kann es nicht lassen, diese Funktion auszunutzen.

Immer wieder öffnet er eine der Jalousien und hofft, einen Blick auf Jutta zu erhaschen. Doch diese ist „nicht dumm“ und rennt ständig zwischen den Fenstern hin und her. So muss der Voyeur anhand der am oberen Bildschirmrand laufenden Zahlenreihe seine Reaktions- und Leidensfähigkeit unter Beweis stellen. (Leidensfähigkeit, weil die gerade aufleuchtende Zahl nicht immer mit dem aktuellen Fenster übereinstimmt, aber das nur nebenbei.)

Hat der Spieler Glück, zeigt sich Jutta in ihrem aktuellen Bekleidungszustand. Dieser geht von Zugeknöpftheit über Leichtbekleidetsein zu Kleidungslosigkeit über. Das Spiel verwendet den Grafikzeichensatz des BASIC-Interpreters, sodass Fräulein Jutta reichlich eckig aussieht. Die Darstellungen regen daher eher zum Schmunzeln an. Ob irgendjemand von den an ASCII-Art erinnernden Bildern sonderlich „beeindruckt“ war, wage ich aber zu bezweifeln.

Rechtliches

Zu diesem Titel gibt es einige rechtliche Dinge zu beachten. Zunächst einmal habe ich allzu prüden Jugendschützern ein Schnippchen geschlagen, indem ich im nebenstehenden Video die intimsten Passagen mit schwarzem Balken überklebt habe. Zum anderen konnte ich im Programm keinen Hinweis auf einen Autor finden. Sollten Sie der geistige Schöpfer dieses Meisterwerks sein, so melden sie sich bitte. Die dazu notwendige E-Mailadresse finden Sie in jedem gut sortierten Impressum.

Stand des Textes

09.05.2010 – das Datum der letzten Änderung in der Fußzeile verweist momentan auf die Übernahme des Textes bei Umstellung der Website auf TYPO3