Marco Röwer
Jedes erfolgreiche Spiel zieht eine Wolke an Kopien hinter sich her. Auch der punktefressende Pac-Man sah sich einer wilden Horde an Klonen konfrontiert. Auf die Sharp-MZ-Serie hat es leider nie ein offizielles Exemplar des Spiels geschafft, sodass hier leider nur die Nachahmer bestaunt werden können.
Derzeit werden hier nur die beiden Vertreter „Mac Pac 700“ und „Super Puckman“ vorgestellt. Dies wird sich aber in Bälde ändern – anlässlich des 30. Geburtstages habe ich die Veröffentlichung dieses Textes ein wenig vorgezogen.
Am 22. Mai 2010 erreichte der gelbe Nimmersatt das biblische Alter von 30 Jahren. Damals – im Jahre 1980 – in Japan noch unter dem Namen Puckman herausgegeben, wurde das Spiel bei der Veröffentlichung im Ausland wegen der sprachlichen Nähe zu synonymen Begriffen des Fortpflanuzungsakts sicherheitshalber in Pac-Man umbenannt. Neben Asteroids und Pong gilt Pac-Man als einer der bekanntesten Vertreter der Videospielegeschichte.
Grund genug, um darauf (vorzugsweise mit Wasser) anzustoßen. Prost!
Der hochkreative Titel des Programms lässt keinen Zweifel daran, worum es in diesem Werk geht: Ums Fressen und Gefressenwerden.
Zu Beginn hat der Spieler die Wahl der Geschwindigkeit, um auch ungeübten Spielern Erfolgserlebnisse zu gönnen und Mac-Pac-Profis das Leben schwer zu machen. Ganz fehlerfrei ist diese Option leider nicht, dazu später mehr.
Die vier Gegner verhalten sich anders als in seinem großen Vorbild. Dort hatten Blinky, Inky, Pinky und Clyde jeweils eigene Charakterzüge, nach denen sie agierten. In Mac Pac sind alle Gegner gleich und bewegen sich ähnlich, was mitunter auch zu Staus führen kann (siehe hierzu das nebenstehende Video). Sie versuchen ständig, die Schritte des Spielers zu verfolgen und wechseln munter unvermittelt die Gangrichtung, was sich auch deutlich vom Original unterscheidet (dort war es sehr viel seltener der Fall).
Der Tunnel hat in Mac Pac 700 eine unangenehme Eigenschaft. Er ist ungewohnt lang und es dauert entsprechend, bis der gelbe Nimmersatt wieder auf der anderen Seite herauskommt. Leider benutzen Gegner diesen Tunnel ebenfalls ausgiebig. Befindet sich nun eines der Viecher im Tunnel, so ist es für viele Sekunden vom Bildschirm und damit aus dem Sinn; begeben wir uns ebenfalls in die Röhre, ist der Tod so gut wie vorprogrammiert.
Pac-Man hatte einige berühmte Kurzmelodien zu bieten, die auch heute jedem Spieler eine Gänsehaut verursachen. Mac Pac 700 hat nur (gut passende) Punktefresssounds und einen extrem nervtötenden Sterbesound. Unerschütterliche Optimisten werden dazu neigen, diesen Sound als besonderen Motivationsfaktor zu deklarieren – kein Tod, kein Sterbesound.
Hat man den ersten Screen geschafft, sieht man sich einer ungewohnten Gefahr gegenüber. Egal, welche Geschwindigkeit man vorher gewählt hat – die Gegner rasen einem mit dem Tempo eines Schnellzuges entgegen. Lässt man eines seiner Leben, orientiert sich das Spiel auf wundersame Weise wieder am vom Spieler gewählten Tempo. Ob es sich hierbei um einen Bug oder um boshafte Absicht handelt, ist unbekannt.
Einen Innovationspreis für neue Spielkonzepte und den Bill-Gates-Gedächtnispreis für fehlerfreie Programmierung wird Mac Pac 700 eher nicht gewinnen. Doch trotz der kleinen Schattenseiten kann sich das Spiel die Ehrenmedaille die beste Pac-Man-Umsetzung auf dem Sharp MZ-700/800 anheften. Hartgesottene Kritiker mögen einwenden, dass es diese nicht verdient habe; doch diese seien beruhigt: Die Medaille ist nur aus Silber.
Mac Pac 700 in Stichworten | |
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Hersteller | Andreas Kotulla, URSOFT München |
Erscheinungsjahr | 1983 |
Genre | Arcade |
Vergleichbare Spiele (Sharp MZ) | Super Puckman, Ufo |
Vergleichbare Spiele (andere Plattformen) | Pac-Man und diverse Klone |
Der Name dieses Werks ruft Assoziationen hervor, die das Spiel leider nicht ganz erfüllen kann. Zwar handelt es sich bei Super Puckman um einen waschechten Klon, der allerdings einige Schwächen aufzuweisen hat, die den geneigten Retrospieler schnell frustrieren können.
Das erste Detail, das einem ins Auge sticht, ist die grafische Umsetzung. Diese ist relativ spartanisch nur mit dem Grafikzeichensatz des Sharp-MZ-Systems erstellt worden. Trotzdem ist das Spielfeld stimmig umgesetzt, die Gegner sind aber leider nur bunte Spielkartensymbole. Wie schon bei Mac Pac 700 unterscheidet sich der Aufbau des Labyrinths auch hier vom Vorbild.
Die Verhaltensweisen der Gegner sind in Super Puckman ganz grob den Figuren des namentlichen Vorbilds nachempfunden. Leider hat man sich aber dazu entschlossen, den roten Gegner etwas zu penetrant zu gestalten. Er verfolgt unerbittlich und überaus zielstrebig jeden Schritt der Spielerfigur und lässt sich nicht abschütteln. Auch den Gang durch den Tunnel (von links nach rechts oder umgekehrt) macht das Vieh mit. Dies macht ihn zu einer wahren Plage.
Haben wir einen der „leckeren Superpunkte“ und danach einen der Gegner vertilgt, sehen wir uns einem weiteren Problem gegenüber: Die soeben gefressene Figur darf ohne weitere Unterbrechung wieder zurück ins Spielfeld zurückkehren. Dummerweise erwischt man meist den roten Gegner, weil dieser einen ständig auf Schritt und Tritt verfolgt. Man tut also gut daran, die Phase der flüchtenden Gegnerfiguren dazu zu nutzen, lieber Punkte einzusammeln.
Jeder gefressene Punkt wird stilecht mit einem passenden Sound untermalt. Hier offenbart sich leider auch ein Bug: Beim Abspielen des Fressklangs wartet das Spiel, bis der Sound zu Ende ist. Dadurch gibt es eine kurze, einige Millisekunden lange Pause. Leider ist die Pause ohne gefressene Punkte ansonsten sehr viel kürzer, sodass sich Tempo des Spiels ständig ändert und sich so ein ungleichmäßiger Bewegungseindruck ergibt.
Super Puckman in Stichworten | |
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Hersteller | unbekannt |
Erscheinungsjahr | unbekannt |
Genre | Arcade |
Vergleichbare Spiele (Sharp MZ) | Mac Pac 700, Ufo |
Vergleichbare Spiele (andere Plattformen) | Pac-Man und diverse Klone |
24.05.2010 – das Datum der letzten Änderung in der Fußzeile verweist momentan auf die Übernahme des Textes bei Umstellung der Website auf TYPO3