Marco Röwer
Polder Bramel Wollfgangs Reisen
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Ausflug ins Nasse
Wollke hatte sich in den Kopf gesetzt, Hund Wollverine zu einem kultivierten Tier zu erziehen. Der ideale Ort hierfür sollte ein besonders nasser Platz im Nassen Dreieck werden: Der Polder Bramel.
Dieses Feuchtgebiet bei Bramel (Gemeinde Schiffdorf) wurde im 19. Jahrhundert dem Fluss Geeste abgetrotzt. Es erwies sich wegen ständiger Absackungen und Deichbrüchen als schwierig, es fortwährend landwirtschaftlich zu nutzen, sodass es im Jahre 1994 wieder einer Renaturierung zugeführt wurde. Heute ist es vor allem Brutgebiet zahlreicher Vögel – selbst ein Seeadler soll hier schon gesichtet worden sein.
Am Abend des 17. Mai 2017 machten sich Wollke und Wollverine also auf die Reise.
Hinweis: Der eigentliche Polder ist hier nur mit wenigen Schnappschüssen vertreten. Wie so häufig gilt auch bei diesem Spaziergang, dass der Weg das Ziel darstellt.
Übersichtskarte
Galerie
Halbe Kraft
Mit der Stadtbuslinie 507 geht es nach Bramel Mitte. Für die Anbindung dieses Fleckens genügt auch ein Gelenkbushinterteil. Es fährt nur werktags. Die 507 ist Rest einer Überlandbuslinie, die bis zum Mai 1997 bis nach Köhlen über Kührstedt führte.
Platzsorgen
Der örtliche Autohandel muss aus Platzgründen improvisieren.
Glockenturm
Die Dreikönigskirche hat einen separaten Turm für die Glocke. Der Turm wurde 1005 erbaut und im 18. Jahrhundert umgebaut. Die Wikipedia behauptet, dies sei 1776 geschehen. Am Turm ist 1767 angeschrieben. In fünf Minuten wird es 18 Uhr sein und Bramel in bimmelnde Klangwelten getaucht werden.
Dreikönigskirche
Die evangelisch-lutherische Dreikönigskirche selber verbirgt sich schüchtern hinter Bäumen. Sie wurde im 13. Jahrhundert erbaut und 1774 umgebaut. Auf dem Dach befindet sich eine kleine Glocke. Wollke ist sich nicht sicher, warum es dann einen separaten Glockenturm gibt.
Glitschige Türklinke
Die Nähe zu Bremerhaven hat die Kirchengemeinde veranlasst, Lokalkolorit in Türdrückerform zu zeigen.
Storchenbehausung
Bramel hat diverse Storchennester zu bieten. Spötter würden behaupten, dass die Storchenpopulation in Bramel größer als die menschliche sei. Wollke würde sich aber niemals dazu hinreißen lassen.
Weite Landschaft
Auf dem Weg von Bramel zum Polder lassen sich vom Hauptweg abgehende Wege betrachten. Ein Feldweg schlängelt sich durch Wiesen und Weiden. Zunächst ist Wollke versucht, diesen zu erkunden, dann aber fällt ihr ein, dass sie einen straffen Zeitplan haben.
Abgemäht
Auf dieser Wiese liegt bereits das Heu von morgen. Wollverine würde gern darin herumtollen und es durch die Gegend werfen, aber Wollke kann ihn davon überzeugen, sich zurückzuhalten. Dann winke zu Hause vielleicht sogar eine Belohnung.
Eulenturm
Wollke und Wollverine erreichen den Aussichtsturm am Polder Bramel, wegen seiner Form auch „Eulenturm“ genannt. Aus seinen Fenstern lässt sich der südliche Teil des Polders betrachten.
Aussicht Nordost
Der Blick über den Polder. „Ganz schön nass hier“, merkt Wollke an. Die Zahl der beobachtbaren Vögel hält sich an diesem Abend noch in Grenzen. Spätestens um den Sonnenuntergang herum würde sich hier dem Betrachter die Rushhour offenbaren. Da Wollke ihre Kamera mit Teleobjektiv im Onlineshop ihres Vertrauens vergessen hat, wären eh keine brauchbaren Fotos möglich. Vielleicht ein anderes Mal.
Aussicht Ost
Auf der anderen Seite des Brameler Dorfgraben genannten Bächleins versammelt sich eine Rinderherde, um sich auch an der Aussicht zu laben. Und etwas Grünzeug in Milch zu verwandeln.
Typische Landschaft
Die Zeit drängt, sodass die beiden sich auf die Socken machen. Hier ein typisches Landschaftsbild des Bremerhavener Vorlands.
Selten: Wald
In der Nähe des Polders findet sich einer der im Elbe-Weser-Dreieck eher wenig vorhandenen Wäldchen. Wollke und Wollverine stapfen durchs Gras. „Hoffentlich hängen an mir nachher nicht wieder 42 Zecken wie beim letzten Spaziergang“, jammert Wollke.
Gegenlichtspielerei
Derselbe Weg am Waldrand ein paar Meter weiter südlich gegen die Abendsonne schnappgeschossen.
Obstwiese
Am südlichen Ende des Waldes findet sich etwas, was für Wollke nach Streuobstwiese aussieht. Sie wird ihren überschlauen Bruder Wollfgang fragen, wenn sie zu Hause ist. „Hoffentlich wird er nicht wieder zu einem langen Vortrag ansetzen“, hofft Wollke augenrollend.
Zurück zur Plätte
Weiter „draußen“ findet sich wieder die übliche Plattheit. Um Bramel sind die Wege manchmal auch mit ältlichen Betonplatten ausstaffiert. Der Weg , den beide noch zurückzulegen haben, ist lang.
Am Ende der Kräfte
Wollverine ist solch lange Wanderungen als Junghund nicht gewohnt und ist am Ende seiner Kräfte. Wollke gelingt es nicht, ihn wieder auf die Beine zu bringen. „Schnell, Hund“, versucht sie ihn anzutreiben, „wir werden noch den Zug in Sellstedt verpassen!“
Abhilfe
Es hilft nichts, die beiden müssen weiter. Wollke greift zum Äußersten und nimmt Wollverine huckepack. „Hmmpf“, ächzt Wollke, „du wirst abnehmen müssen.“
Ballonhafte Aussichten
An der Kurve des Bobetsdamms in der Nähe des Seekanals pausieren Wollke und Wollverine auf einer Glattwalze. In der Ferne können sie einige Heißluftballone herumfahren sehen. „Wuff“, meint Wollverine. „Ja, die Walze dient vor allem dazu, dass weniger Bodenunebenheiten vorhanden sind. Für das Mähen vorteilhaft, damit weniger Schmutz in die Mahd gelangt.“ Wollke zuckt zusammen. Jetzt fängt sie auch schon mit Vorträgen an. Sie sollte nicht so viel Zeit mit ihrem Bruder verbringen.
Dörfliche Idylle
Der Beelacker in Sellstedt ist eine besonders dörflich idyllische Allee.
Glocke
Am Beelacker versteckt sich im Rhododendron ein Glockentürmchen.
Schläfrige Lichtsignale
An der Geestensether Straße findet sich eine „Schlafampel“. Diese ist standardmäßig ausgeschaltet und erwacht nur dann, wenn der Knopf gedrückt wird. Rechtlich ist sie im ausgeschalteten Zustand nicht vorhanden und braucht nicht benutzt zu werden.
Stärkung
Wieder zurück in Bremerhaven gibt es ein festliches Mahl für alle Beteiligten. Eine Brezel vom zeitgleich stattfindenden SeeStadtFest empfanden die wollenen Gesellen als ein unbedingtes Muss. Wollke teilt Wollverine zunächst eine halbe Portion ein. „FDH!“, schlägt Wollke ihm vor. Sein Dackelblick lässt sie dann allerdings doch dahinschmelzen und zu den üblichen zweieinhalb Portionen hinreißen.