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Pac-Man auf Rädern

Die Firma Namco sorgte Anfang der Achtziger für eine wahre Schwemme an heute als Klassiker geltende Videospiele. Neben guten Bekannten wie den schon anderweitig auf dieser Website verwursteten Spielevertreten gab es auch Ideen, die die Konzepte anderer Spiele zu einer mehr oder minder neuen, aber cremigen Masse zusammenrührten.

Um eines der Rezepte nachzukochen, nehme man eine gehörige Portion Pac-Man, würze sie mit einer Prise Reaktionsspiel und rühre noch ordentlich Rennspielelemente hinein: Fertig ist Rally-X.

Prinzipien

In Rally-X steuert der Spieler seinen Rennwagen durch Labyrinthe, in denen Checkpoints in Form von Flaggen verstreut sind. Diese darf er/sie in beliebiger Reihenfolge ansteuern, sollte dabei jedoch Acht auf seine Gegner geben. Diese haben nämlich nur eines im Sinn: Aufhalten – vorzugsweise durch herbeigeführte Unfälle. Jeder Zusammenstoß mit einem Feindfahrzeug oder einem zufällig herumliegenden Felsblock, der den Weg versperrt, bedeutet den Verlust eines Autos und bringt einen dem Game Over ein beängstigendes Stück näher.

Damit man weiß, wo sich seine rabiaten Freunde und die Checkpoints gerade aufhalten, ist rechts neben dem Hauptbereich ein „Radarschirm“ untergebracht, auf dem die einzelnen Objekte mit entsprechenden Punkten dargestellt werden. Ist ein Gegner gerade verunglückt, ist dies auch sichtbar.

Auf der Flucht

Verunglücken können die Gegner nämlich beliebig oft. Fahren Sie beispielsweise in einen Felsblock, wirbeln sie für einige Sekunden herum, in welchen wir ihnen entkommen können. Auch Kollisionen der anderen Fahrzeuge untereinander sorgen für rettende Zusatzsekunden. Kommen uns die Gegner dann doch zu nahe, können wir einen Teil unseres Treibstoffs in Rauchwölkchen investieren – und schon wirbeln die feindlichen Fahrzeuge orientierungslos im Qualm herum.

Zu häufig sollte diese Rettung nach James-Bond-Manier jedoch nicht eingesetzt werden, denn wie im echten Leben ist Benzin nicht unendlich verfügbar. Sobald unser Tank leer ist, schleichen wir im Schneckentempo durch die Gegend und sind leichte Beute. Wenn wir uns nicht bereits kurz vorm letzten Checkpoint aufhalten, ist der Verlust eines Autos so sicher wie das Amen in der Kirche.

Die Zahl der Gegner wird in späteren Runden erhöht (dann starten Fahrzeuge auf der anderen Seite des Labyrinths und kommen uns entgegen). Und wenn das überstanden ist, werden den feindlichen Rennern mehr PS in den Motorraum gelegt, was uns im Vergleich zum Rest des Felds langsam und das Überleben ungleich schwerer macht.

Familienbande

Es ist wenig verwunderlich, dass vom Genremix Rally-X ebenfalls viele kleine Portierungskinder entstanden. Für den Sharp MZ-700/800 übernahm wieder einmal die uns schon bei Super Galaxian vor die Flinte gelaufene Firma HAL Laboratory die Portierung.

Leider gibt es auch bei dieser Umsetzung ein bisschen was zu meckern. So hat HAL Laboratory die Geschwindigkeit des Spiels merklich heruntergeschraubt. Möglich, dass diese Reduzierung technisch bedingt war. Dadurch geht ein Aspekt der Vorlage verloren, denn die Reaktionsfähigkeit des Spielers wird nicht mehr so stark gefordert. Waren bei unachtsamer Fahrweise ohne Blick auf den Radarschirm im Orignal-Rally-X überraschende Kollisionen möglich, weil plötzlich ein gegnerischer Wagen auftauchte, so hat man auf dem MZ-800 „alle Zeit der Welt“, um die Fahrtrichtung zu wechseln. Dafür ändert sich nichts an taktischen Fahrmanövern, die nach wie vor erforderlich sind.

Der Aufbau der Labyrinthe unterscheidet sich nur in Details von der Vorlage, die Aufmachung dagegen sehr. War das Vorbild bunt und farbenprächtig, ist auf dem MZ-800 ein tristes Cyan vorherrschend. Die Sprites sind weniger detailreich und die schwungvollen Wagenanimationen beim Wenden und Um-die-Ecke-biegen mussten auch weichen. Die Autos flimmern leider wie alte Filmprojektoren. Insgesamt ist die Sharp-Version aber immer noch deutlich schicker anzusehen und besser zu spielen als so mancher Klon, der das Licht der Welt erblickte.

Diskografie

In Sachen Musik gibt es ein schmissiges Lied, welches in einer Endlosschleife gespielt die gestrichenen Motorgeräusche und das Reifengequietsche ersetzt. Bis auf die Hauptmelodie sind die meisten Jingles Originalstücken nachempfunden. Auch, wenn sich die Musikuntermalung relativ minimalistisch gibt, wirkte sie auf mich zumindest damals doch eher motivierend als nervig.

Die mit Galaga eingeführten „Challenging Stages“ dürfen natürlich auch in Rally-X auf keinen Fall fehlen. In diesen Stages bleiben die Gegner an ihrem Platz, während man selber durchs Labyrinth rast. Rasen kann hier als bildlich gesprochen gelten, denn die Geschwindigkeit des Spiels wurde in der MZ-Fassung hier deutlich erhöht. Ich vermute, es konnte die Berechnung des Gegnerverhaltens eingespart werden.

Fazit

Zusammengefasst zeigen sich bei Rally-X auf dem Sharp MZ-700 (und natürlich MZ-800) gemischte Gefühle. Wer das Original kennt, wird sich mit dieser Portierung vermutlich nicht so recht anfreunden können bzw. gekonnt haben. Doch auch bei herabgesetzter Geschwindigkeit bleibt Rally-X ein relativ schweres Spiel. Meiner (bescheidenen) Meinung nach war die Rally-X-Portierung auf jeden Fall ein Gewinn für die Sharp-MZ-Serie.

Rally-X in Stichworten  
Hersteller HAL Laboratory/Namco
Erscheinungsjahr 1983
Genre Arcade
Vergleichbare Spiele (Sharp MZ) diverse Pac-Man-Klone: Mac Pac 700, Super Puckman
Vergleichbare Spiele (andere Plattformen) Radar Rat Race (Commodore 64), New Rally-X (Automat)